Wenn mich meine Mutter nach Schulschluss suchte, fand sie mich entweder vorm Klavier oder vorm Radio, wo ich täglich, meinen ersten Kassettenrecorder im Anschlag, aufmerksam die „SWF 3-Musikbox“ verfolgte.

Mit dem eingebauten (!) Mikrofon produzierte ich mit 10, 11 Jahren eigene „Sendungen“, in denen ich kostengünstig als Platten-Plauderer, Pianist und Programmgestalter fungierte. Ich muss den heutigen Spardruck der ARD bereits Anfang der 70er vorausgesehen haben.

Entflammt fürs Radio fand ich 1988, inzwischen war ich aus der idyllischen Pfalz nach Berlin gezogen, und hatte hier sowohl ein Musikstudium überstanden als auch ein Jahr als Pianist im „British Officers Club“, Unterschlupf beim damaligen Sender Freies Berlin.

Der ließ mich machen! Früh-, Abend- und Nachtsendungen, Reportagen, Interviews, Konzertberichte, Musik-Portraits und Features, die „SWF 3-Musikbox“-Fantasien meiner Kindheit wurden weit übertroffen.

2018 fragte mich unser damaliger Wellenchef, ob ich mir nicht eine Musik & Talk-Sendung vorstellen könne, und so entstand „Knapp Daneben“. In unregelmäßigen Abständen lade ich seitdem einen Star der deutschsprachigen Popszene in den Kleinen Sendesaal und begleite ihn/sie am Flügel. Mein Gast am Mikrofon - und Knapp daneben.

Klavier und Radio. Noch immer wüsste meine Mutter, wo sie mich suchen muss.